Erfahrungsbericht - Das Schiri-interview


Unser Vereinsschiedsrichter Bastian Winkler gewährt exklusive Einblicke in seine Tätigkeit als Referee, seine ersten Spielleitungen an der Pfeife und gibt nützliche Tipps zum Schiedsrichterwesen. Als Ansprechpartner für Interessierte Jung- bzw. Neu-Schiedsrichter steht er zudem jederzeit gerne für Fragen zur Verfügung.

Hallo Bastian, du bist nun schon mehrere Jahre aktiv als Schiedsrichter tätig – hast aber wie alle anderen auch, irgendwann einmal angefangen. Wie kam es dazu?

Ich habe im B-Jugend-Alter schnell gemerkt, dass ich zwar ein großes Interesse am Fußball habe, allerdings kein ambitionierter „Kicker“ bin. Ich habe mich dann nach anderen Möglichkeiten, dem Fußball verbunden zu bleiben, umgeschaut und bin relativ schnell auf die Schiedsrichter-Tätigkeit gestoßen. Auf der Internetseite vom NFV Kreis Nordharz habe ich dann einen Anmeldelink zu einem Hybrid-Lehrgang (halb online, halb Präsenz) gefunden und mich einfach mal angemeldet.

Was reizt dich am Schiedsrichter-Wesen und der Aufgabe, die unparteiische Spielleitung auf dem Platz zu übernehmen?

Die Schiedsrichterei war und ist für mich nicht nur eine Bereicherung im Fußball-Leben, sondern auch im Alltag. Durch die vielen Begegnungen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten konnte ich mich beruflich und persönlich sehr weiterentwickeln. Besonders reizt mich natürlich die Aufgabe, Entscheidungen (wenn auch unpopulär) auf dem Platz zu treffen. Ich sehe mich auf dem Platz weniger als Spiel“leiter“, sondern viel mehr als Spiel“begleiter“, der durch viel Kommunikation und Mimik und Gestik hervorstechen sollte und weniger durch ein „in den Mittelpunkt stellen“.

Wenn du so Fussball-interessiert bist, warum spielst du nicht selbst anstatt als Schiedsrichter zu pfeifen?

Dass ich kein Profi-Fußballer werde, war für mich relativ schnell klar. Daher habe ich darauf nie einen großen Fokus drauf gelegt. In der Anfangszeit der Schiedsrichterei habe ich gemerkt, dass ich für das Pfeifen mehr Ambitionen und auch Weiterentwicklungsmöglichkeiten besitze. Daher rückte das Spielen immer weiter in den Hintergrund. Schnell kam dann ein Zeitpunkt, an dem ich mich für das Spielen oder Pfeifen entscheiden musste, da beides zusammen zeitlich nicht mehr vereinbar war. Die Entscheidung fiel dann auf die Schiedsrichterei und bis heute bereue ich das auch nicht.

Wie läuft die Aus- und Weiterbildung im Schiedsrichter-Wesen ab, gibt es Fortbildungen?

Als Einstieg in das Schiedsrichter-Dasein steht immer ein Anwärter-Lehrgang (online oder in Präsenz über einzelne Nachmittage) sowie eine Anwärter-Prüfung (Regeltest) an. Hat man diesen erfolgreich bestanden, kann das Pfeifen direkt starten. Während der Saison gibt es meist einen monatlichen Lehrabend auf Kreisebene, an dem aktuelle Regelthemen, aber auch der Austausch zwischen den Schiris im Vordergrund stehen. Zusätzlich gibt es dazu mehrere Lehrgänge, je nach Alterklasse und Ambitionen, die auch auf Bezirks- oder sogar Verbandsebene in Barsinghausen stattfinden. Diese finden dann meist über ein Wochenende statt und sind jedes Mal wieder ein schönes Erlebnis.

Ist man als Schiedsrichter auf sich alleine gestellt oder bekommt man – gerade in der Anfangszeit – Hilfestellung zur Seite? Falls ja, wie sieht diese aus?

Die Schiedsrichterei ist kein „Alleingänger-Job“. Durch viele Coachings und Ansprechpartner erhält man zur Anfangszeit, aber auch nach mehreren Jahren noch eine große Unterstützung und Hilfe. Fährt man zusammen mit Assistenten im Gespann los, ist jedes Spiel eine große Teamarbeit, die das Vertrauen zueinander voraussetzt und aufbaut, aber auch enorm viel Spaß macht. Durch das Pfeifen bauen sich auch unter den Schiris viele enge Freundschaften auf, die auch bis außerhalb des Fußballplatzes reichen.

Was sind deine weiteren Ziele als Schiedsrichter für die nächsten Jahre? Was wäre „dein großer Traum“?

Ich habe kein langfristiges Ziel, welches ich erreichen möchte. Es schadet nie, sich und seine Leistungen regelmäßig zu hinterfragen und sich verbessern zu wollen. Zum Start der neuen Saison nehme ich mir vor, an der sehr guten letzten Saison anzuknüpfen und mich gut in der Oberliga zu etablieren. Alles Weitere ist sehr schlecht zu prognostizieren.

Würdest du weiterempfehlen, sich für die Ausübung als Schiedsrichter zu entscheiden?

Definitiv! Die Vorteile, die man durch die Schiedsrichterei erhält, sind unzählig. Vom Gratis-Eintritt in jedes deutsche Fußballstadion bis hin zur enormen Persönlichkeits- und Kommunikationsentwicklung ist alles dabei. Der Spaß und das Teamwork kommen zudem niemals zu kurz. Auch für Neulinge, die ihren Fokus auf das Spielen oder das Trainer-Dasein gelegt haben, ist das Pfeifen eine tolle Abwechslung und auch jederzeit durch individuelle Absprachen mit den Kreisen zusammen darstellbar.

Welche Tipps und Ratschläge kannst du „Neulingen“ mit an die Hand geben?

Einfach Anfangen ist das Wichtigste! Der Spaßfaktor kommt dann automatisch, auch wenn der Anfang wie bei vielen Dingen schwer sein sollte. In jeder Situation und nach jedem Spiel gibt es immer einen Ansprechpartner unter den Schiedsrichter-Kollegen, jeder hat ein offenes Ohr und der Austausch bringt jeden Neuling nach vorne.